garten-mitbewohner: IGEL



Wissenswertes über unsere kleinen, stacheligen Garten-Mitbewohner.


 Igel sind possierlich und liebenswert - und zunehmend in Gefahr.

Die Population geht stetig zurück. Gerade erst wurden Igel auf die

Rote Liste der gefährdeten Arten aufgenommen.

Diese Infoseite soll dabei helfen, Igel besser zu verstehen, und sie und ihre Lebensräume in unseren Kleingärten besser zu schützen.

 

Als Mitglied des Vorstands setze ich mich besonders für die kleinen Stachelwesen ein und fungiere gern als Ansprechpartnerin. Gärten, in denen Igel sich wohlfühlen, sind immer naturnah, und bieten auch vielen anderen Lebewesen gute Lebensbedingungen. Ich selbst bin bei Thema Igel in steter, fachlicher Weiterbildung. Bei Fragen rund um die Igel kann man

mich ☛ hier über das Kontaktformular erreichen. Sibylle Spittler

 

thema: igel in unseren gärten

 

Igel sind von der Deutschen Wildtierstiftung zum Tier des Jahres 2024 gewählt worden. Nun wurden die seit der Kreidezeit fast unverändert scheinenden Tiere im selben Jahr auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt.

Zersiedlung der Naturräume, intensive Landwirtschaft, exzessiver Einsatz von Düngemitteln und sogenannten "Pflanzenschutzmitteln" sowie der damit verbundene Rückgang vieler Insektenarten sind nur einige Gründe für die existentielle Bedrohung der europäischen Igel. Aber ab und an findet sich glücklicherweise noch (oder wieder) das ein oder andere Exemplar auch in unserer Gartenanlage ein.

 

Die nachtaktiven und standorttreuen Tiere sind nicht nur putzig, sondern auch überaus nützlich, denn sie fressen mit Vorliebe pflanzenschädigende Insekten, Engerlinge, Käfer, Schnecken und Aas. Dabei legen sie bei der Futtersuche zuweilen mehrere Kilometer zurück, denn wenn sie wollen, sind sie sehr flink zu Fuß.

Da sie reine Fleischfresser sind gehen nicht an Obst, Gemüse oder Blumen - es sei denn, sie wollen an die dort hausenden Insekten ran, um sie zu fressen. Allerdings "stehen" manche Igel trotzdem auf Süßes, was ihrer Verdauung im Normalfall aber nicht sehr gut bekommt...

 

Die überzeugten Einzelgänger bevorzugen naturnahe Gärten mit Wiesen, Hecken, Obst-Bäumen und Totholzhaufen, in denen sie genug Futter finden, und suchen stets trockene und geschützte Rückzugsorte für die Nacht, für die Aufzucht ihrer Jungen und für ihren jährlichen Winterschlaf. Auf den Einsatz von Pestiziden oder Mineraldünger reagieren sie sehr sensibel. Schlupflöcher in den Zäunen ermöglichen ihnen ihre lebenswichtigen Futter-Wanderungen durch die Gärten.

 

Männchen und Weibchen lassen sich beim Igel auf den ersten Blick schwer unterscheiden - dazu muss man sie genauer "von unten" betrachten. Die Paarungszeit liegt im Allgemeinen zwischen Mai und August. Die Weibchen bekommen dann nach ca. 35 Tagen Tragzeit zumeist 4-6 (aber auch bis zu 12!) Junge, die ca. 6 Wochen lang gesäugt werden. Ihre Augen und Ohren öffnen sie mit ca. 14 Tagen, eine Woche später unternehmen sie ihre ersten nächtlichen Ausflüge und beginnen, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Um die Jungtiere kümmert sich nur das Weibchen.

 

Igel stehen unter Naturschutz und können im Idealfall ca. 8-9 Jahre alt werden, sind aber bereits von Geburt an vielen Gefahren und Feinden ausgesetzt. Ca. 75%-80% der Jung-Igel überleben nicht einmal das erste Jahr. Und auch später lauern weitere tödliche Gefahren - vor allem immer öfter "menschengemachte", wie Autos, Fadentrimmer, Mähroboter, Pestizide, Gifte oder Osterfeuer. Umso wichtiger ist der Schutz der Igel in unseren Gärten.

 

Igel haben eine sehr spezielle Biologie mit recht individuellen Bedürfnissen, und benötigen daher in Aufzucht, Fütterung und Pflege eine spezialisierte Behandlung. Die folgenden Infos wollen/können nur einen ersten Überblick darüber geben.

 

 

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Igel im Sommergarten

  • Mähroboter, Fadenmäher oder unbedacht benutzte Rasenmäher sind schlimme Feinde für Igel, da diese nicht weglaufen, sondern sich bei Gefahr nur zusammenrollen und so extrem grausame Verletzungen davontragen. Diese Maschinen sollten daher niemals unbeaufsichtigt, und vor allem nicht nachts und in der Dämmerung verwendet werden. Vor dem Einsatz von sogenannten "Fadentrimmern" oder bei der Verwendung von Mistgabeln sollte man immer kontrollieren, ob sich nicht ein schlafender Igel im Heu, Totholz oder Gestrüpp befindet.
  • Im Normalfall bei gesunden Tieren bitte immer Abstand halten - es sind und bleiben Wildtiere.
  • Igel bitte nur dann pflegen und füttern, wenn sie offensichtlich krank, apathisch oder verletzt sind oder tagsüber gesehen werden und dabei Schwächeanzeichen (geschlossene Augen, trockene Nase, Apathie) zeigen. Diese Igel am besten mit einem Handtuch in einen Karton (mit Zeitungspapier) setzen, evtl. wärmen. Dann kann man beginnen, erste Hilfemaßnahmen (siehe Infos am Ende des Artikels) zu ergreifen und/oder das Tier schnell zum Tierarzt oder zu einer Igelstation bringen.
  • Stationäre, feste Igelhäuser am besten zweimal im Jahr säubern, um überstarkem Floh- und Parasitenbefall vorzubeugen.
  • Offene Schächte, Tonnen, Gruben, Wassergräben, etc. können lebensgefährlich sein, nicht nur für die Igel. Also: Bitte abdecken oder eine bequeme Ausstiegshilfe bieten!
  • Im Allgemeinen wirft eine Igeldame nur einmal pro Jahr Junge. Die Igelbabys kommen ab ca. Mitte/Ende Juni, manche aber auch erst Ende September zur Welt. Gerade diese "Nachzügler" sind im Spätherbst noch besonders leicht, brauchen aber, wenn sie gesund sind, auch erst ab dem Einsetzen von Nachtfrost unsere Hilfe, falls sie sich bis dahin noch nicht genug Fett angefressen haben.
  • Keinesfalls sollten die Babys von ihren Müttern genommen werden (außer bei Krankheit oder Verletzungen). Nachts sind Igelbabys im Nest zuweilen alleine, da ihre Mutter dann auf Nahrungssuche ist. Also sollte man immer den Tag abwarten, ehe man vermeintlich "verlassene"  Igelbabys des Nachts aus einem Nest entnimmt.
  • Chemischer "Pflanzenschutz" und auch chemische Dünger sind im wahrsten Sinne Gift für die Igel! Ebenso verenden viele Igel extrem qualvoll durch ausgelegte Giftköder (z.B. Rattengift). Diese sind in unseren Kleingärten ohnehin strengstens verboten.

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Igel im Wintergarten

 

Ab Ende Oktober/Mitte November finden die Igel kaum mehr genug Insekten und gehen peu-à-peu in einen ca. 4-5 Monate andauernden Winterschlaf. Dazu benötigen sie trockene und geschützte Orte zum Rückzug - und vor allem auch viel Ruhe! Die Männchen gehen zuerst in Winterschlaf, die Weibchen haben teils noch bis in den Oktober hinein ihre Igel-Babys gesäugt und müssen sich daher oft noch bis Anfang Dezember erholen und erst wieder an Gewicht zulegen, ehe sie in die Winterruhe gehen können. Und auch viele Jungtiere müssen sich erst noch möglichst viel überlebenswichtigen Winterspeck anfuttern.

 

Im Winterschlaf senken Igel ihre Körperfunktionen auf ein absolutes Minimum und ernähren sich von ihren im Herbst angefressenen "Fettpolstern". Ihre Körpertemperatur fällt von 36 Grad auf ca. 5 Grad Celsius, ihre Atemfrequenz sinkt von 50-60 Atemzügen auf nur noch 3-4 pro Minute. Über den Winter verlieren sie ca. 30% ihres Körpergewichts. Schlafende Igel wachen im Winter nur selten kurz auf, um ihr "Geschäft" zu verrichten oder zu trinken, und schlafen dann schnell wieder weiter. Die neuerdings vermehrten, winterlichen "Warmphasen" - von z.B. bis zu 20 Grad im Januar - machen den Igeln sehr zu schaffen, da sie dadurch öfter aufwachen und so erheblich mehr lebenswichtige Energie verbrauchen. Sie überleben dann den Winter oft nicht mehr.

 

Während des Winterschlafs sollten Igel keinesfalls gestört werden!

 

Findet man einen schlafenden und zusammengerollten Igel per Zufall in seinem Winterversteck, sollte man ihn unbedingt dort belassenen und ihn ganz schnell und vor allem sehr sorgfältig wieder "zudecken". Kältebrücken im Nest bedeuten für schlafende Igel meist das sichere Ende. Bitte die reglosen Tiere auch nicht auf "Lebendigkeit" hin untersuchen, weil er tot zu sein scheint: Igel atmen im Winter kaum! Bitte nicht anstuppsten, o.ä.! Sind die Igel wirklich tot, dann liegen sie offen und ausgestreckt da.

 

Wer den Igeln über den Winter helfen will, bietet ihnen große, trockene Holz- oder Reisighaufen mit Blättern oder Stroh im Garten an (nicht an feuchten Orten oder dort, wo sich in Mulden Wasser sammelt), oder eine trockene Kiste o.ä. mit reinem Stroh unter einem Vordach oder geschützt unter einem Nadelbaum. Diese Verstecke sollten innen ausreichende, luftige Hohlräume und nach außen Lüftungsspalte bieten, da den Igel sonst u.a. Pilzkrankeiten befallen können.

Keinesfalls (!) dürfen scheinbar praktische (weil vermeintlich wärmende) luft-, bzw. wasserdichte Plastik- oder Styropor-Kisten verwendet werden!

 

Die Igel-Herbergen dürfen bis zum Ende des Igel-Winterschlafs (das ist ca. im April, wenn die Temperaturen gut 15 Grad erreicht haben und es genug Insekten gibt) nicht angetastet werden. Und bei den groben Garten-Arbeiten, die oft in den Wintermonaten vorgenommen werden, sollte auf die ruhenden Igel besondere Rücksicht genommen werden.

 

Weitere Winter-Tipps:

  • Zuweilen findet man im Winter oder auch bei plötzlichen Kälteeinbrüchen im Herbst oder dann im zeitigen Frühjahr unterkühlte Igel, die (noch) keine Winterruhe halten und zudem einen kalten Bauch haben. Diese sollte man auf am besten in einem großen Papp-Karton (mit Zeitungspapier ausgelegt) auf eine lauwarme (nicht heiße !!) Wärmflasche setzen, mit einem Tuch zudecken, ihnen Futter (siehe unten) und Wasser anbieten, sie versorgen und sie bei Bedarf schnell zu einem igelspezialisierten Tierarzt oder zu einer nahegelegenen Igelstation bringen.
  • Junge Igel sollten vor dem strengen Winter ein Mindestgewicht von 550-600 Gramm haben, erwachsene Igel von ca. 950-1000 Gramm. Stark unterernährte Igel sollte fachgerecht aufgepäppelt und evtl. bei Menschen überwintert werden. Laien sollten sich dazu in jedem Falle erstmal die Unterstützung/den Rat von SpezialistenINNEN suchen, da man trotz bester Absichten bei der Igelpflege wirklich viel falsch machen kann.

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Was füttert man einem Igel am besten?

 

Am besten: gar nichts! Nur kranke, verletzte, unterernährte oder zu früh aus dem Winterschlaf gerissene Tiere oder Baby-Igel sollten gefüttert werden. Diese geschwächten Tiere haben aber auch eine andere Verdauung und viel weniger natürliche Abwehrkräfte als gesunde Igel. Daher brauchen diese "Patienten" auch eine spezielle Futterauswahl.

  • Gut für erwachsene, geschwächte Igel: Ungewürztes Rührei oder gekochtes Ei - durchgegartes, ungewürztes Hackfleisch - gekochter Fisch oder gekochtes, mageres Hühnerfleisch - hochwertiges (!), also getreide- und zuckerfreies Katzenfutter (trocken oder feucht. Sauce/Gelee unbedingt abspülen, da Durchfallgefahr) - Wasser. Für magenkranke Igel auch ab und zu Kamillen- oder Fencheltee.
  • Schlecht für geschwächte Igel (und nicht nur für die): Milch und alle Milchprodukte - Obst - Gemüse - Nüsse - Reis - Nudeln - Brot - Trockenfrüchte - rohe Eier - Gewürze - Kartoffeln - rohes Fleisch oder Fisch (Salmonellengefahr) - menschl. Speisereste - frische, wildlebende Insekten, Würmer, Schnecken, etc. (wegen mögl. Innenparasiten) - Süßigkeiten - Knabbersachen.
  • Gezüchtete Mehlwürmer sollten den Igeln nicht getrocknet, sondern wenn, dann nur lebend oder gefroren verfüttert werden, und dann auch nicht als alleiniges "Hauptfutter". Dasselbe gilt für ganz klein gehackte (wichtig! da Erstickungsgefahr durch große Stücke) und ungesalzene (!) Erdnüsse.
  • Sowohl Hundefutter als auch qualitativ minderwertiges  Katzenfutter enthalten meist zu wenig Fleischanteil (mind. 70% sind nötig), und zudem oft sehr viele, für Igel unverträgliche oder unverdauliche Inhalts- und Zusatzstoffe. Deswegen bitte immer nur hochwertiges Katzenfutter ohne Zusätze anbieten.

Dies alles sind nur erste Hinweise für Notfälle und kurze Zeiträume. Wenn Ihr einen Igel über den Winter bringen wollen, erkundigt Euch ausführlich bei Igel-Fachleuten!

 

Eine fachlich sehr kompetente Igelberatung hier in der Region bietet z. B. der gemeinnützige Verein pro-Igel. Auf dessen informativer und gut aufbereiteter ☛ Webseite* finden sich viele leicht verständliche Infos zu fast allen relevanten Themen rund um die Igel.

 

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Einige Ansprechpartner für schnelle Hilfe und einige

Info-Quellen bei kranken, verletzten oder unterernährten Igeln

in und rund um Köln:*

  • Auf Igel spezialisierte, weitergebildete (!) Tierärzte (- das sehr spezielle Igelwissen gehört nicht zum Lehrplan im Studium. Daher kennen sich viele TierärzteINNEN nicht gut mit Igeln aus).
  • Abends (18:00- 23:00h) und am Wochenende (08:00 bis 23:00h) u.a. beim ☛ Tierärztenotdienst Köln unter der Hotline: 0220 - 962339. Ab 23:00h in einer Tierklinik, wie z.B. Kliniken Dr. Kellerwessel (0221 - 4745430; 0221 - 474543911) oder Vet Zentrum (0221 - 545764).
  • Bei der Tiernotrettung der Feuerwehr unter 112.
  • Bei der Igelhilfe Köln Lövenich und Hürth auf ☛ Facebook oder über ihre Webseite ☛ Igelpfade.
  • Im Tierheim Köln Dellbrück: 0221 - 684926 (Mo.-Sa. 10:00-13:00h)
  • Nützliche Infos zum Igel oder zu einem Igelfund  z.B. beim Verein der Igelfreunde ☛  Igelverein.de oder bei Pro Igel ☛ pro-igel.de.
  • Hilfe für Kontakte zur schnellen Rettung über das Igelnotnetz unter der Notruf-Hotline: 0800 - 7235750 (Mo.-So. 09:00-13:00h und 16:00-22:00h, sonst AB), über ihre ☛ Webseite oder ☛ Facebook.
  • Igelnetzwerk Rhein-Erft. Ansprechpartner: Simone Bergheim, Igelhilfe Friesheim, mobil: 0160 - 92 202 702 oder 02235/95 53 27;
    Renate Könen, Tierfreunde Rhein-Erft, mobil: 0152-540 510 84.

Wenn man einen verletzten oder offensichtlich kranken Igel findet sollte man schnell handeln! Am besten setzt man das Tier mit Handschuhen in einen Pappkarton, der mit Zeitung und/oder einem alten Handtuch ausgelegt ist. Manche Menschen haben Angst, sich dabei Flöhe zu holen. Dies ist jedoch eher unwahrscheinlich, da die allermeisten Flöhe der Igel reine "Igelflöhe" sind, und selbst beim Überspringen weder am Menschen noch am Hund bleiben würden.

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Hier eine kompakte Übersicht zur "Ersten Hilfe" beim Beurteilen

von aufgefundenen Igeln.

 

Quelle: pro-Igel

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